Späteres Frühstück bei älteren Erwachsenen mit schlechterer Gesundheit und höherem Sterblichkeitsrisiko verknüpft

Späteres Frühstück bei älteren Erwachsenen mit schlechterer Gesundheit und höherem Sterblichkeitsrisiko verknüpft

0 Kommentare

6 Minuten

Studienüberblick und wichtigste Ergebnisse

Forscherinnen und Forscher von Mass General Brigham in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern berichten, dass Verschiebungen im täglichen Essenszeitpunkt – vor allem ein späteres Frühstück – mit schlechterer körperlicher und psychischer Gesundheit sowie einem höheren Sterblichkeitsrisiko bei älteren Erwachsenen verbunden sind. Die peer‑reviewte Analyse, veröffentlicht in Communications Medicine, untersuchte Langzeitdaten von fast 3.000 Teilnehmenden aus dem Vereinigten Königreich und fand messbare, altersabhängige Verzögerungen bei Frühstücks‑ und Abendessenszeiten sowie eine Verengung des täglichen Essensfensters. Diese Änderungen der Mahlzeitenzeiten standen in Zusammenhang mit Depressionen, chronischer Müdigkeit, Schlafstörungen, Zahnproblemen und einem erhöhten Mortalitätsrisiko während der Nachbeobachtung.

Studiendesign, Daten und zentrale Ergebnisse

Die Forschenden analysierten Daten von 2.945 in der Gemeinschaft lebenden Teilnehmenden im Alter von 42–94 Jahren zu Studienbeginn, die über mehr als zwei Jahrzehnte nachbeobachtet wurden. Der Datensatz enthielt wiederholte Aufzeichnungen zu Essenszeiten, klinische Untersuchungen und Blutproben. Das Team untersuchte zeitliche Muster des Mahlzeitenkonsums, genetische Marker, die mit dem Chronotyp (Tendenz, ein "Frühaufsteher" oder eine "Nachteule" zu sein) zusammenhängen, sowie gesundheitliche Ergebnisse während der Nachbeobachtungszeit.

Wesentliche Befunde umfassten:

  • Eine allmähliche Verschiebung zu späteren Frühstücks‑ und Abendessenszeiten mit zunehmendem Alter, begleitet von einer Verkürzung des täglichen Essensfensters.
  • Konsistente Zusammenhänge zwischen späteren Frühstückszeiten und höheren Raten depressiver Symptome, anhaltender Müdigkeit, schlechterer Mundgesundheit und selbstberichteter Schlafprobleme.
  • Teilnehmende mit genetischer Prädisposition zur Abendlichkeit (späterer Schlaf‑Wach‑Rhythmus) berichteten tendenziell über spätere Mahlzeitenzeiten, was auf einen biologischen Anteil am Essenszeitverhalten hinweist.
  • Nach Anpassung für mehrere Faktoren blieb ein späteres Frühstück mit einem erhöhten Sterberisiko über den Nachbeobachtungszeitraum verbunden.

Leitender Untersucher Hassan Dashti, PhD, RD, betonte, dass subtile Veränderungen im Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme bei älteren Erwachsenen als leicht zugänglicher, kostengünstiger Marker für nachlassende Gesundheit dienen könnten. Die Autorinnen und Autoren schlagen vor, dass Kliniker und Betreuende Essenszeit‑Routinen überwachen könnten, um frühzeitig Hinweise auf zugrundeliegende physische oder psychische Gesundheitsprobleme zu erhalten.

Biologischer Kontext: zirkadiane Rhythmen, Chronotyp und Altern

Die Mahlzeitenzeit interagiert mit dem zirkadianen System des Körpers – einer inneren 24‑Stunden‑Uhr, die Schlaf, Hormonfreisetzung, Stoffwechsel und Verdauung koordiniert. Wenn Mahlzeiten zu konsistenten Zeiten erfolgen und mit dem individuellen zirkadianen Rhythmus übereinstimmen, laufen stoffwechselliche Prozesse effizienter ab. Umgekehrt kann eine Verschiebung der Mahlzeitenzeiten (zum Beispiel dauerhaft spätes Frühstück oder späte Nahrungsaufnahme in der Nacht) periphere Uhren in Organen wie Leber und Darm desynchronisieren, was Schlafqualität, Stimmung und Stoffwechsel beeinträchtigen kann.

Ältere Erwachsene erleben häufig Veränderungen in der Schlafarchitektur und im sozialen Tagesablauf, die zu verzögerten oder unregelmäßigen Essenszeiten führen können. Die neue Studie zeigt, dass diese Veränderungen nicht nur triviale Lebensstilfaktoren sind: Sie korrelieren mit diagnostizierbaren Erkrankungen und einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, kann sie jedoch keine Kausalität nachweisen – Krankheit könnte spätere Frühstückszeiten verursachen, oder spätere Frühstückszeiten könnten zur Verschlechterung der Gesundheit beitragen. Genetische Analysen in dieser Kohorte deuten auf eine teilweise vererbte Neigung zur Abendlichkeit hin, wodurch sich Verhaltens‑ und biologische Treiber besser unterscheiden lassen, die Ursache‑Wirkung‑Frage aber nicht abschließend geklärt wird.

Experteneinschätzung

Kommentar einer fiktiven, aber realistischen Expertin: Dr. Maya Thompson, Gerontologin mit Schwerpunkt Chronobiologie und Wissenschaftskommunikation, stellt fest: "Diese Studie liefert überzeugende bevölkerungsbezogene Hinweise darauf, dass die Mahlzeitenzeiten für ältere Erwachsene relevant sind. Praktisch gesehen sollten Kliniker ältere Patientinnen und Patienten nach ihren üblichen Frühstückszeiten und nach kürzlichen Veränderungen fragen. Ein spätes oder schnell verändertes Frühstücksverhalten kann ein frühes klinisches Signal sein, um auf Depressionen, Schlafstörungen, Zahnprobleme oder funktionelle Einschränkungen zu screenen, die die Zubereitung von Mahlzeiten erschweren."

Auswirkungen auf Ernährungstrends, klinische Praxis und Technologien

Die Befunde sind unmittelbar relevant, da zeitlich begrenztes Essen und Intervallfasten an Popularität gewinnen. Die meisten Studien zu diesen Ernährungsstrategien haben jüngere oder mittelalte Teilnehmende eingeschlossen; die metabolischen und verhaltensbezogenen Reaktionen bei älteren Menschen können anders ausfallen. Beispielsweise könnte das Komprimieren des Essensfensters oder das spätere Einnehmen von Nahrung den Schlaf verschlechtern oder mit Medikamenten interagieren, die bei älteren Erwachsenen häufig verwendet werden.

Klinische und gesundheitspolitische Implikationen sind unter anderem:

  • Mahlzeitenzeiten als Screening‑Instrument: Einfache Fragen zur Frühstückszeit und zur Regelmäßigkeit der Routinen können Patientinnen und Patienten identifizieren, die eine weitergehende Untersuchung hinsichtlich Stimmung, Schlaf oder funktionellem Abbau benötigen.
  • Personalisierte Ernährungsempfehlungen: Chronobiologisch informierte Ernährungsberatung könnte Mahlzeitenpläne an Chronotyp, Gesundheitszustand und Medikamentenpläne anpassen.
  • Digitale Überwachung: Wearables, Smartphone‑Apps zur Erfassung der Essenszeiten und passive Technologien zur Mahlzeitenerkennung könnten kontinuierliches, objektives Tracking ermöglichen, um besorgniserregende Trends frühzeitig zu erkennen.

Die Autorinnen und Autoren fordern randomisierte klinische Studien in älteren Populationen, um zu prüfen, ob Interventionen, die Mahlzeitenzeiten früher legen oder Essenspläne stabilisieren, Schlaf, Stimmung, metabolische Marker und letztlich das Überleben verbessern können.

Praktische Hinweise und Einschränkungen

Für ältere Erwachsene, Betreuende und Kliniker: Halten Sie regelmäßige Essenszeiten ein, bevorzugen Sie wenn möglich frühere Frühstückszeiten und untersuchen Sie plötzliche Veränderungen im Essverhalten. Ermutigen Sie zu leicht zugänglicher Unterstützung bei der Zubereitung von Frühstücken für Personen, denen dies schwerfällt, und denken Sie an zahnärztliche sowie schlafbezogene Untersuchungen, wenn spätes Frühstück mit weiteren Symptomen einhergeht.

Wichtige Einschränkungen der Studie umfassen das beobachtende Design, mögliche verbleibende Confounder (krankheitsbedingte Veränderungen, die sowohl Essenszeiten als auch Gesundheit beeinflussen) und die Tatsache, dass die Kohorte aus dem Vereinigten Königreich stammt, was die Übertragbarkeit auf andere Populationen einschränken kann. Die genetischen Zusammenhänge sind aufschlussreich, begründen aber keine Kausalität.

Fazit

Diese große Längsschnittstudie verbindet spätere Frühstückszeiten bei älteren Erwachsenen mit Depression, Müdigkeit, Schlafproblemen, Problemen der Mundgesundheit und einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko. Obwohl die Kausalität nicht belegt ist, erscheint die Mahlzeitenzeit als vielversprechender, kostengünstiger Marker für Kliniker, die alternde Patientinnen und Patienten überwachen. Zukünftige klinische Studien und technologische Ansätze, die Mahlzeitenzeiten überwachen und gegebenenfalls anpassen, könnten neue Möglichkeiten bieten, gesundes Altern und Langlebigkeit zu unterstützen. Schlüsselbegriffe in diesem Zusammenhang sind Mahlzeitenzeiten, Chronotyp, zirkadiane Rhythmik, Intervallfasten und zeitlich begrenztes Essen.

Quelle: sciencedaily

Kommentare

Kommentar hinterlassen