Großflächiger Mustang-Rückruf wegen Gurtstraffer-Korrosion

Ford ruft 332.778 Mustang-Modelle (2015–2017) zurück: Korrosion an Gurtstrafferkabeln durch Feuchtigkeit und Salz kann die Rückhaltesysteme beeinträchtigen. Austausch der Vorspanner und Teppichmodifikation sind kostenfrei geplant.

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Großflächiger Mustang-Rückruf wegen Gurtstraffer-Korrosion

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Ford veranlasst umfangreichen Mustang-Rückruf wegen Korrosion an Gurtstrafferkabeln

Ford hat einen sicherheitsrelevanten Rückruf angekündigt, der 332.778 Mustang-Coupés und -Cabriolets (Fastback und Convertible) der Modelljahre 2015–2017 betrifft. Nach einer Untersuchung wurde festgestellt, dass die Kabel der Sitzgurtanker-Vorspanner (Gurtstraffer) bei Einwirkung von Feuchtigkeit und Streusalz korrodieren können. Der Rückruf umfasst eine breite Palette von Antriebssträngen, darunter den Cyclone V6, den EcoBoost-Vierzylinder (I4), den Coyote-V8 und den Voodoo-V8. Die potenzielle Korrosion an den Gurtstrafferkabeln stellt ein Sicherheitsrisiko dar, weil sie die Rückhaltesysteme beeinträchtigen und somit die Insassensicherheit bei einem Aufprall verringern kann.

Wie das Problem entdeckt wurde

Der Sachverhalt wurde erstmals im Zuge einer Defektuntersuchung von Transport Canada bekannt: Dort liefen Analysen zu vorzeitiger Korrosion an einem Vorspannkabel. Laboruntersuchungen ergaben Rückstände von Natriumchlorid (Salz), Eisen, Zink und Kohlenstoff auf den inspizierten Kabeln — eindeutige Hinweise auf Kontakt mit salzhaltiger Feuchtigkeit oder Spritzwasser. Im Rahmen eines gezielten Harvest-Programms inspizierte Ford 305 Fahrzeuge; bei 33 Fahrzeugen wurden Korrosionsspuren im Bereich des Sitzgurtankers festgestellt, und in zwei Fällen hatte sich das Kabel bereits vom Vorspannergehäuse gelöst.

Techniker und Ingenieure aus Fords Product Development Restraints-Team kamen zu dem Schluss, dass die Teppichunterlage um den Vorspannerbereich Feuchtigkeit aufsaugen (wicking) und festhalten kann. In Umgebungen mit hoher Luftfeuchtigkeit oder häufigem Kontakt mit Streusalz beschleunigt diese Feuchtigkeitseinwirkung die elektrochemische Korrosion an metallischen Kabelkomponenten. Zwischen Dezember 2024 und August 2025 gingen bei Ford tausende Fahrzeughaltermeldungen ein — darunter 5.487 Schreiben aus Kanada sowie weitere korrosionsbezogene Meldungen aus den USA — zusätzlich zu einer kleineren Anzahl von Garantieansprüchen und formellen Defektbeschwerden. Diese Vielzahl von Meldungen gab den Ausschlag für eine vertiefte Analyse und schließlich für die Ausweitung des Rückrufs.

Aus technischer Sicht ist die Korrosion an Gurtstrafferkabeln problematisch, weil diese Kabel integraler Bestandteil des Zurückzieh- und Rückhaltesystems sind. Gurtstraffer sind so ausgelegt, dass sie im Ereignisfall den Gurt straffen, um die Bewegung der Insassen zu begrenzen. Wenn Korrosion die Materialfestigkeit, die Verbindung zwischen Kabel und Gehäuse oder die Funktion des pyrotechnischen Auslösemechanismus beeinträchtigt, kann dies zu einer eingeschränkten Rückhaltewirkung führen. Behörden untersuchen in solchen Fällen, ob die Korrosion die Verformungs- oder Bruchgrenzen der Bauteile signifikant reduziert und damit die Schutzwirkung im Crashfall gefährdet.

NHTSA verlangt landesweite Maßnahme

Ford beabsichtigte zunächst, den Rückruf auf Fahrzeuge in Regionen mit besonders korrosiven Bedingungen (z. B. Küstenstaaten oder Regionen mit starkem Winterstreusalz-Einsatz) zu beschränken. Die US-Behörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) bestand jedoch auf einer landesweiten Abhilfemaßnahme, weil die Korrosionsursache nicht hinreichend lokal begrenzt bewertet werden konnte und potenziell auch Fahrzeuge in weiteren Regionen betroffen sein könnten. Die betroffene Produktionsspanne umfasst Fahrzeuge, die zwischen dem 14. Februar 2014 und dem 2. Oktober 2017 gebaut wurden. Abgesehen vom Multimatic-gefertigten GTD wurden die meisten S550- und S650-Modelle im Ford-Werk in Flat Rock, Michigan, montiert. Diese Produktionsinformation ist relevant für Rückrufbenachrichtigungen und für die Analyse von Chargen- oder Fertigungszusammenhängen.

Eine bundesweite Abdeckung des Rückrufs durch die NHTSA folgt häufig einem konservativen Ansatz der Verkehrssicherheitsbehörde: Wenn eine sicherheitsrelevante Funktion wie ein Gurtstraffer betroffen ist und die Ursachen nicht auf eine klar abgegrenzte Region beschränkt werden können, wird eine umfassendere Maßnahme angeordnet. In der Praxis bedeutet das für Fahrzeughalter, dass unabhängig vom Wohnort eine formale Prüf- und Reparaturlösung angeboten wird. Für Ford ist das nicht nur eine technische, sondern auch eine logistische Herausforderung: Ersatzteile, Werkstattkapazität und Terminplanung für Hunderttausende Fahrzeuge müssen koordiniert werden, ohne den regulären Servicebetrieb übermäßig zu stören.

Maßnahmen für Fahrzeughalter und Zeitplan

Ford wird alle betroffenen Sitzgurt-Anker-Vorspanner (Pretensioner) durch neue, geeignete Baugruppen ersetzen — kostenfrei für die Fahrzeughalter. Zusätzlich werden Servicetechniker die Teppichboden- bzw. Unterbodenkonstruktion im Bereich des Vorspanners nacharbeiten: Die Teppichunterlage wird zugeschnitten oder modifiziert, damit sie keinen direkten Kontakt mehr zum Vorspannerkabel hat und kein weiteres Aufnehmen und Festhalten von Feuchtigkeit (wicking) mehr erfolgt. Diese mechanische Trennung reduziert das Risiko weiterer Korrosionsentwicklung durch Feuchtigkeitsansammlungen unter der Verkleidung. Ford plant, Eigentümer per Schreiben über die erforderliche Abhilfemaßnahme zu informieren; diese Benachrichtigungen sollen zwischen dem 1. Januar 2026 und dem 31. März 2026 versandt werden.

Wesentliche Punkte für Mustang-Besitzer im Überblick:

  • Gesamtzahl der zurückgerufenen Fahrzeuge: 332.778 (Modelljahre 2015–2017)
  • Produktionszeitraum der betroffenen Fahrzeuge: 14. Feb. 2014 bis 2. Okt. 2017
  • Abhilfe / Maßnahme: Austausch der Sitzgurt-Vorspannereinheiten (Pretensioner) und Modifikation/Trimmen der Teppichunterlage
  • Erwarteter Versand der Besitzerbenachrichtigungen: Jan–März 2026

„Dieser Rückruf zielt darauf ab, vorzeitige Korrosion zu verhindern, die die Leistung des Rückhaltesystems bei einem Unfall beeinträchtigen könnte“, erklärte ein Sprecher von Ford in einer Stellungnahme gegenüber Regulierungsbehörden. Ford betont, dass die Sicherheit der Fahrzeuginsassen oberste Priorität habe und die Maßnahmen darauf gerichtet seien, die volle Funktionalität der Gurtstraffer wiederherzustellen beziehungsweise sicherzustellen.

Praktische Hinweise und Marktbetrachtung

Betroffene Fahrzeughalter sollten so bald wie möglich die Fahrzeug-Identifizierungsnummer (VIN) über Fords Online-Rückrufsuche oder über die NHTSA-Website prüfen. Sobald die offiziellen Benachrichtigungsschreiben versandt sind, empfiehlt es sich, direkt einen autorisierten Ford-Händler zu kontaktieren, um einen Termin für die kostenfreie Reparatur zu vereinbaren. Besonders Fahrer in Küstenregionen oder Gebieten mit intensivem Einsatz von Streusalz in den Wintermonaten sollten aufmerksam sein, da Salz eine der wichtigsten Ursachen für die festgestellte Korrosion ist. Regelmäßige Sichtkontrollen in den betroffenen Innenraum- und Sitzgurtbereichen können Auffälligkeiten frühzeitig zu Tage fördern; bei sichtbaren Korrosionsspuren oder ungewöhnlichem Verhalten der Gurte sollte der Händlerkontakt nicht aufgeschoben werden.

Aus marktwirtschaftlicher Sicht können Rückrufe dieser Größenordnung den Wiederverkaufswert einzelner Modelljahre beeinflussen — insbesondere wenn sicherheitsrelevante Systeme betroffen sind. Käufer und Händler achten auf offizielle Rückrufdokumentation: Ein ordnungsgemäß durchgeführter und dokumentierter Rückrufservice ist jedoch in der Regel ausreichend, um das Vertrauen von Käufern wiederherzustellen, da die elektronischen Serviceaufzeichnungen und die VIN-Historie den Abschluss der Arbeiten belegen. Bei privaten Verkäufen lohnt es sich, potenziellen Käufern nachweislich durchgeführte Rückrufreparaturen vorzulegen, um Unsicherheiten zu reduzieren.

Zusätzlich sollten Interessenten auf dem Gebrauchtwagenmarkt prüfen, ob alle werksseitigen Rückrufe und Serviceaktionen für ein Fahrzeug abgeschlossen und dokumentiert sind. In einigen Fällen können Rückrufe auch zu temporären Verfügbarkeitsengpässen bei bestimmten Ersatzteilen führen; Händler und Werkstätten werden jedoch in der Regel priorisiert, um sicherheitsrelevante Arbeiten zeitnah abzuschließen.

Einordnung in die Mustang-Entwicklung

Die betroffenen Fahrzeuge gehören zur S550-Generation, die der S650-Generation vorausging, welche 2024 eingeführt wurde. Die S650 brachte unter anderem eine überarbeitete EcoBoost-Vierzylinder-Motorisierung und die vierte Generation des Coyote-V8 mit sich; Performance-Varianten wie der GT und der Dark Horse setzen zudem auf weiterentwickelte Ansaugtechnik, darunter in bestimmten Ausführungen auch doppelte Drosselklappen (dual throttle bodies). Parallel dazu erweitert Ford die Modellpalette durch Spezialvarianten wie den GTD sowie durch ein angekündigtes, kostengünstigeres Shelby GT500-Modell, das Berichten zufolge einen neuen „Legend“-Motor erhalten soll.

Für Besitzer der S550-Modelle bedeutet der aktuelle Rückruf nicht nur eine kurzfristige Serviceaktion, sondern auch eine Erinnerung daran, wie wichtig regelmäßige Inspektionen und die Pflege des Fahrzeugs insbesondere in korrosiven Umgebungen sind. Die technischen Unterschiede zwischen S550 und S650 betreffen vor allem Motoren, Fahrwerk und Elektronik; die Rückrufursache in diesem Fall liegt jedoch eher in einer konstruktiven Wechselwirkung zwischen Innenraummaterialien (Teppichunterlage) und mechanischen Bauteilen (Vorspannerkabel), als in einer motormontierten Komponente.

Aus Sicht von Ingenieuren und Produktverantwortlichen handelt es sich um ein Lehrbeispiel dafür, wie scheinbar unkritische Details — etwa die Auswahl oder Positionierung einer Teppichunterlage — in Verbindung mit Umwelteinflüssen zu funktionalen Problemen an sicherheitsrelevanten Systemen führen können. Solche Erkenntnisse fließen in spätere Konstruktionsstandards und Prüfprotokolle ein, um ähnliche Fälle künftig zu vermeiden.

Für den Moment gilt: Die unmittelbare Priorität für Fahrzeughalter ist die Sicherheit. Prüfen Sie Ihre VIN, achten Sie auf offizielle Benachrichtigungen von Ford und vereinbaren Sie zeitnah einen Werkstatttermin, sobald die Abhilfe verfügbar ist. Lassen Sie die Vorspannerbaugruppe und die Teppichmodifikation bei einem autorisierten Händler durchführen, damit die Arbeiten ordnungsgemäß dokumentiert sind und die volle Funktionsfähigkeit des Rückhaltesystems wiederhergestellt wird.

Quelle: autoevolution

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